Grenzzaun & Selbstschussanlage

Grenzsicherungseinrichtung mit elektrischen Signaldrähten; an diesem Zaun befanden sich vor 1984 auch die gefährlichen Selbstschussanlagen; diese MS 70 wurden nach 1984 abmontiert; Angehörige der Grenztruppen mit LKW.

 

 

Hier ist der Innere Zaun der Grenzanlagen in Richtung Harbke (DDR) zu sehen. Früher war dieser Zaun mit Selbstschussanlagen ausgestattet. Hier sind noch elektrischen Leitungen gut zu sehen, die noch voll funktionsfähig waren. Dieser Streckmetallzaun zog sich von Harbke in Richtung F1/B1 Grenzgebiet Morsleben (DDR). Im Hintergrund sieht man die Leitstelle im Beobachtungsturm:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Selbstschussanlage

Stacheldraht

 

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Eine Selbstschussanlage dient dazu, ein mobiles Objekt, meist einen Menschen, automatisiert am Betreten oder Durchqueren eines bestimmten Gebietes zu hindern. Sie ist von daher militärisch eng verwandt mit der Landmine.

Traurige Berühmtheit erlangten die Selbstschussanlagen an der innerdeutschen Grenze zwischen BRD und DDR. Zahlreiche sog. Grenzverletzer, im allgemeinen DDR-Bürger bei Fluchtversuchen, wurden von den Selbstschussanlagen verletzt oder getötet. Die DDR hatte lange bestritten, Selbstschusssplitterminen aufgestellt zu haben.

 

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Die Selbstschussanlage SM-70 an der innerdeutschen Grenze

"Die SM-70 ist eine Mine mit richtungsgebundener Wirkung unter Teilausnutzung des kumulativen Effektes. Der Minenkörper besteht aus einem kegelförmigen Blechmantel mit eingesetztem Presskörper TNT. Zwischen den Wandungen sind Splitter (ca.110) Stahlwürfel eingebracht. Nach erfolgter Detonation breitet sich eine kegelförmige Splittersäule aus, deren Mittelachse richtungsgleich zu der vor der Detonation bestehenden Körperachse der Mine verläuft. Die kinetische Energie der Splittermine reicht aus, um mit Sicherheit Personen unschädlich zu machen, die versuchen , den Sperrbereich der SM-70 zu durchbrechen. Die Auslösung der SM-70 erfolgt auf mechanisch-elektrischem Wege. Bei Belastung bzw. Zerschneiden des Spanndrahtes wird ein Signal- und Zündstromkreis geschlossen. Im Verlauf der Truppenerprobung hat sich der mit SM-70 ausgebaute Sperrzaun als wirksame Grenzsicherungsanlage erwiesen."
(Zit. aus der Kollegiumsvorlage Nr. 23/71 des Ministeriums für Nationale Verteidigung)

"Die Splitterwirkung an den beschossenen Wildarten: Reh-, Schwarz und Federwild lässt den sicheren Schluss zu, dass durch SM-70 geschädigte Grenzverletzer tödliche bzw. so schwere Verletzungen aufweisen, dass sie nicht mehr in der Lage sind, den Sperrzaun zu überwinden."
(Zit. aus dem Teilbericht über die taktische Erprobung der Splittermine vom 17.8.1971 (VVS-Nr. G/079675))

 

Die Todesautomaten – SM70

Die in den sechziger Jahren verlegten Boden-Minen detonierten häufig durch Wild und  Witterungseinflüsse. Manche Gegenden waren dadurch fast minenfrei. Vielen DDR-Bürgern gelang die Flucht in den Westen. Die Sperranlagen sollten noch unüberwindlicher werden. Ein Befehl des Chefs der Grenztruppen vom 9. Oktober 1970 regelte die Erprobung der Splittermine SM-70 im Grenzeinsatz. Es wurde ein 3,20 m hoher Steckmetallzaun errichtet, an dem in drei verschiedenen Höhen die SM 70 angebracht wurden. An jeder SM 70 waren horizontal drei Drähte befestigt; der obere und untere sollten verhindern, dass Vögel die SM 70 auslösten. Der Mittlere bewirkte die Auslösung. Wurde ein Draht durchtrennt oder berührt, wurden durch die Explosion des Trichters 90 scharfkantige Stahlsplitter verschossen. Die Splitter wirkten wie Dumdum-Geschosse. Die „optimale“ Schussentfernung betrug 10 Meter, aber die Geschosse konnten bis zu 120 Meter fliegen. Der vorhandene Auslösedraht reagierte auf Druck bzw. Zug. Über eine Signalleitung erfolgte in einem Führungspunkt eine optische und akustische Anzeige der jeweiligen Zone und des Abschnittes. So konnte in kurzer Zeit eine Alarmgruppe die Stelle erreichen und die Detonationsursache erkunden. Um die Grenze wieder unüberwindbar zu machen, wurde an dieser Stelle eine neue SM 70 montiert. Falls das nicht sofort möglich war, blieben zwei Posten zurück, um die Stelle zu bewachen.

 

Nach dem zweiten Abbau einer Splittermine durch Michael Gartenschläger wurden sie durch ein graues Kunststoffgehäuse vor Diebstahl gesichert.

 

Seit 1971 bis Anfang der 80er Jahre sind bis zu 60.000 SM 70 in einer Länge von 450 Kilometern an der innerdeutschen Grenze angebracht worden.

 

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1983 gewährte Erich Honecker österreichischen Journalisten vor einem Staatsbesuch nach Österreich ein Interview:

Frage: „Sollen die so genannten Selbstschussautomaten an der Grenze der DDR vollständig beseitigt werden?“

Antwort: „Die verschwinden vollkommen.“

Frage: „An der gesamten Länge der Grenze?“

Antwort: „An der gesamten Länge der Grenze.“

Frage: „Und sie werden auch nicht – das war jedenfalls in einigen Kommentaren in westdeutschen Zeitungen als Vermutung zu lesen -, sie werden auch nicht im hinteren Teil der Grenze neu errichtet?“

Antwort: „Ach wissen Sie, ich beteilige mich nicht an Spekulationen der verschiedenen Zeitungsmeldungen. Die zuständigen Stellen bei uns haben sich entschlossen, diese Dinger abzubauen, ja.“ 

 

Auf Druck der internationalen Öffentlichkeit und durch den Milliarden-Kredit der Bundesregierung, den die DDR nach Verhandlungen mit dem bayrischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß erhielt, begann die DDR 1983 mit dem Abbau der SM 70 – Anlage. 

Der letzte Schussapparat an der innerdeutschen Grenze wurde am 30. November 1984 nördlich der Autobahn Hamburg-Berlin bei Gudow abgebaut.

 

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Zitat aus der Kollegiumsvorlage Nr. 23/71 des Ministeriums für Nationale Verteidigung:

„Die SM-70 ist eine Mine mit richtungsgebundener Wirkung unter Teilausnutzung des kumulativen Effektes.

Der Minenkörper besteht aus einem kegelförmigen Blechmantel mit eingesetztem Presskörper TNT. Zwischen den Wandungen sind Splitter ((ca.110) Stahlwürfel eingebracht.

Nach erfolgter Detonation breitet sich eine kegelförmige Splittersäule aus, deren Mittelachse richtungsgleich zu der vor der Detonation bestehenden Körperachse der Mine verläuft.

Die kinetische Energie der Splittermine reicht aus, um mit Sicherheit Personen unschädlich zu machen, die versuchen , den Sperrbereich der SM-70 zu durchbrechen.

Die Auslösung der SM-70 erfolgt auf mechanisch-elektrischem Wege. Bei Belastung bzw. Zerschneiden des Spanndrahtes wird ein Signal- und Zündstromkreis geschlossen.

…Im Verlauf der Truppenerprobung hat sich der mit SM-70 ausgebaute Sperrzaun als wirksame Grenzsicherungsanlage erwiesen.“  

 

 

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